Hallo, ich leide an ALS seit Sommer 2020 (bulbäre Form) und habe eine Magensonde seit März 2022. Es hat super geklappt, ich bin noch damit schwimmen gegangen, aber jetzt ist das Stoma (Einstichstelle) seit Ende August entzündet und es hat sich eine kleine Wucherung gebildet, die weh tut. Im Augenblick nehme ich Antibiotikum über die Sonde, aber es wird nicht wirklich besser, ich fühle mich immer noch nicht fit und habe geschwollene Lymphknoten. Jeder Arzt, zu dem ich gehe, sagt mir etwas anderes. Soll man jetzt täglich verbinden oder lieber Luft dran lassen? Antibakterielle Salbe oder nicht? Duschen oder besser nicht? Kann man diese Wucherung ignorieren oder ist sie gefährlich? Hat jemand damit Erfahrung?
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PEG Stoma entzündet
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Bei Antibiotikum, Entzündungen und geschwollenen Lymphknoten mische ich mich lieber nicht ein, das ist echt Arztsache und ich wünsche dir baldige gute Besserung! Deshalb alles was jetzt kommt unter Vorbehalt.
Wie ein Stoma grundsätzlich versorgt wird, dazu bekommst du wahrscheinlich so viele Antworten, weil es viele verschiedene Wege gibt und die meisten davon dürften gut sein, wenn sie bei dir gut funktionieren. Hast du die Möglichkeit eine gelernte und erfahrene Pflegekraft dazu zu fragen? Die sind oft alltagstauglicher als Ärzte, wenn es das konkrete Vorgehen geht. Wie hatten Glück, dass die nette Frau vom Sanitätshaus, die die Sondenversorgung gemanagt hat, gute Pflegeerfahrung hatte und sich das auch gerne bei Fragen mal angeschaut hat.
Wenn alles in Ordnung war, lief die Versorgung bei meinem Freund so: altes Pflaster runter, Reinigung nur mit Kochsalzlösung (wie man sie auch für Kontaktlinsen kaufen kann) mit den Kompressen aus diesem Sondenpflasterpack. Die Platte zum Festklemmen habe ich mit Desinfektionsmittel behandelt, aber nicht den Schlauch oder die Haut. Wieder schön trocken machen oder lassen, die geschlitzte Vlieskompresse um den Schlauch legen und mit der Halteplatte fest aber nicht drückend an einer anderen Stelle als zuvor fixieren, (halbiertes) Pflaster drauf und fertig. Pflaster wäre grundsätzlich nicht nötig, sorgt aber bissle für Zugentlastung. Ein Streifen Silkonplast Klebeband täte es wahrscheinlich auch, aber da kann man sich trotzdem noch leichter verheddern, denke ich.
Antibakterielle Salbe klingt nur dann sinnvoll, wenn man von einem bakteriellen Infekt ausgeht. Die Haut ist da recht empfindlich, also lieber nichts drauf, was es nicht braucht.
Duschen (auch gerne sehr lange) war nie ein Problem, zum schwimmen gehen gab es aber Flexifix-Pflaster zum wasserfesten abdecken, wie eine transparente zweite Haut. Das kam leider nur einmal zum Einsatz, hat aber klasse funktioniert.
Jetzt erst zu dem Part, der für dich interessant sein könnte. Als am Stoma mal etwas wildes Fleisch wucherte, fand ich entweder den unten zitierten oder einen inhaltlich fast identischen Post in einem Forum für Kinder mit PEG, also bitte nicht über das Wort Windelwechsel wundern.
"Gegen das wilde Fleisch haben wir von einem Gastroenterologen den folgenden Tipp bekommen: Die Halteplatte recht fest anziehen (aber immer noch "mit Gefühl"). Dann klebten wir der Schlauch immer in die Richtung des größten Granuloms mit einem Klebestreifen auf der Haut fest. Als es so aussah wie bei euch, als also das wilde Fleisch rund um die Eintrittstelle war, haben wir bei jedem Windelwechsel, spatestens aber nach 2 Stunden, den Schlauch im Uhrzeigersinn "10 Minuten" weiter fixiert.
Ich hatte ja keine Hoffnung mehr, dass es nochmal gut werden würde... aber es hat funktioniert. Durch den Druck des Schlauches wurde das Granulom wieder in das Stoma gedrängt und ist inzwischen völlig verschwunden. Es hat allerdings lange gedauert, ca. 2 Monate, bis alles weg war. Erfolgsansätze sah man schon vorher."
Aha. In der Zeit habe ich das Stoma dann jeden Tag (vielleicht anfangs sogar zweimal täglich) versorgt, um den Schlauch immer wieder in neue Position zu bringen, hauptsächlich dahin wo das Problem war und nach ein paar Tagen war es schon Geschichte. Allerdings tat es bei meinem Freund nicht weh, weil er keine Entzündung hatte. Also bitte nur machen, wenn das nicht doll unangenehm ist. Ist halt auch ein bisschen antiintuitiv zarten Druck drauf zu geben, vor allem wenn so Granulom leicht anfangen könnte etwas zu bluten.
Die Sanitätshausmitarbeiterin erklärte das Wirkprinzip ungefähr so: der Körper will die Stomawunde heilen, deshalb wuchert Fleisch dahin, wo kein Widerstand ist. Nach innen geht es ja nicht, da hält ja der Schlauch dagegen, wie bei einem Ohrloch, das offen bleibt solange man einen Ohrring trägt. Also braucht man im Grunde an den wuchernden Stellen mit nur ganz leichtem Druck (durch den in eine Richtung angelegten Sondenschlauch) klarmachen "Dankeschön lieber Körper, aber hier geht's nicht weiter."
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Zitat von Blixa Beitrag anzeigenBei Antibiotikum, Entzündungen und geschwollenen Lymphknoten mische ich mich lieber nicht ein, das ist echt Arztsache ...
Erfahrung bei meiner Frau (PEG seit 10 Jahren): Ihre PEG wird nicht festgeklebt, sondern die Halteplatte relativ locker mit einer verdrillten Kompresse in Position gehalten. Da wirkt sich die Luftzufuhr vielleicht günstig aus, wissen wir aber nicht, kann auch Spekulation sein. Sollte sich wildes Fleisch bilden, wird mit Fucidinsalbe gegengesteuert.
Alle Gute
BlaurackeZuletzt geändert von Blauracke; 19.09.2022, 01:36.
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Hallo Yolanda
Bist Du denn ganz sicher, dass die Schwellung der Lymphknoten und dass Du Dich nicht fit fühlst durch die Entzündung der Eintrittsstelle kommt? Oder kann das auch eine andere Ursache haben? Hast Du erhöhte Entzündungswerte im Blut?
Wildes Fleisch ist an sich nicht gefährlich, aber mühsam und kann einen recht plagen, so dass man das Gefühl einer Entzündung hat, es aber eigentlich keine wirkliche Entzündung ist.
Gefährlich kann es aber dann werden, wenn die innere Halteplatte der PEG eingewachsen ist, was zu einer Entzündung führen kann. Kannst Du die Sonde noch mobilisieren? Lässt sich der Schlauch drehen und etwas hineinschieben? Wenn nicht, müsstest Du zum Arzt.
Ich habe auch wildes Fleisch um die PEG und es gibt viel Sekret, dass da herauskommt, manchmal blutet es auch ein bisschen. In Abständen tritt das wilde Fleisch viel stärker hervor und tut dann auch recht weh. Was bei mir hilft ist, die Halteplatte etwas mehr anziehen. Aber da muss man, wie Blixa geschrieben hat, vorsichtig sein. Sehr geholfen hat mir auch der Wechsel von den üblichen Kompressen auf Mepilex lite Verbände (das ist ein Schaumverband, den man zuschneiden kann und der super auf der Haut aufliegt). Das gibt dann auch etwas Schutz, wenn man die Halteplatte stärker anzieht. Die vorherigen Kompressen haben irgendwie immer die Eintrittsstelle gereizt und das wilde Fleisch begünstigt.
Mir wurde auch Sicorten plus (Kortisonsalbe) verordnet, das oft hilfreich sein soll, aber darauf habe ich allergisch reagiert.
Wenn alles nicht hilft, kann man das wilde Fleisch auch in einem kleinen Eingriff abtragen lassen. Das habe ich aber noch nicht gebraucht. Es ist mit den beschriebenen Massnahmen dann immer wieder von selbst besser geworden.
Meine (2x) tägliche Sondenpflege sieht so aus: Desinfizieren von Eintrittsstelle, Schlauch und Halteplatte mit Octenisept, gut trocknen lassen und Mepilex light drauf. Duschen ohne Probleme.
Aber das wird sicher jeder etwas anders machen und man muss ausprobieren, was bei einem selbst funktioniert.
An Deiner Stelle würde ich als erstes mal Blixas "Rezept" probieren. Das ist sehr gut beschrieben. Und falls sich die Sonde nicht mehr mobilisieren lässt, würde ich nochmal zum Gastroenterologen gehen.
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Vielen herzlichen Dank, Blixa, Blauracke und Timna, für die langen und hilfreichen Antworten!
Ja, ich hatte erhöhte Entzündungswerte, und der Hausarzt dachte schon, dass auch die geschwollenen Lymphknoten und die leicht höhere Temperatur von der Entzündung am PEG Stoma herrühren. Drum eben Antibiotikum. Aber wenn das wilde Fleisch solche Entzündungssymptome hervorrufen kann, bin ich schon eher beruhigt. Ich dachte ja schon an Sepsis...
Ich habe das, was Blixa zitiert hat, schon ausprobiert, aber es tut sehr weh und blutet auch leicht. Kochsalzlösung hat mir tatsächlich auch die Dame von meinem Sanitätshaus, das mich mit Nahrung versorgt, vorgeschlagen. Der Arzt meinte allerdings, bringt nicht viel...
Ich dachte auch, es brennt vielleicht. Aber es trocknet die Stelle etwas aus, vielleicht. Bisher habe ich mit Octenisept desinfiziert. Vielleicht habe ich nicht immer aufs gute Abtrocknen danach geachtet.
Der Schlauch lässt sich gut bewegen und drehen, wobei das im Moment weh tut. Ich weiß auch, dass meine PEG relativ nah an der Rippenmuskulatur sitzt. Das ist auch nicht so optimal. Aber ich hatte einen sehr entspannten Sommer. Der Gastroenterologe hat mir empfohlen, keinen Verband zu nutzen, nur den Schlauch mit Pflasterstreifen zu fixieren. So war ich sogar schwimmen und es war alles super. Bis Ende August eben....
Das Mepilex light werde ich besorgen und mal probieren. Klingt interessant.
Also, erst mal vielen Dank! Ich werde berichten wie es mir weiter geht.
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Anmerkung: Einfach öfter intensiv Familie Google und Co befragen - qualifizierte Suchanfragen also Recherche und Zeitaufwand helfen !
( Weil, wieviele Forumteilnehmer mit Erfahrung sind hier unterwegs?)
Wildes Fleisch kann z.B. auch mit speziellem Mittel chemisch entfernt werden.
Name dessen: Silbernitrat sog. "Höllenstift"
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