Hallo an alle,
vielleicht ist es von Interesse, wenn ich mal so ein wenig aufliste, was in der ALS Forschung so alles gemacht wird, und was es so für veröffentlichte Ergebnisse aus den verschiedenen Forschungsrichtungen gibt. Diese Ergebnisse sind wissenschaftliche Veröffentlichungen nicht mehr und nicht weniger. Bitte behaltet das im Hinterkopf, wenn die Ergebnisse teilweise toll klingen.
DIES SIND KEINE IRGENDWIE GEARTETEN THERAPIEVORSCHLÄGE!!!!!
Ich habe die Ergebnisse übersetzt und zusammengefasst und die Zitate (Autoren, Zeitschrift, Ausgabe) noch mit dazu geschrieben.
Soweit möglich habe ich versucht, die Zusammenfassungen verständlich zu formulieren, falls das alles doch noch zu angehoben oder unverständlich klingt, bitte ebenfalls mailen. Falls jemand einen betreffenden Artikel komplett haben möchte, oder mehr über ein bestimmtes Thema erfahren möchte, bitte einfach posten oder mailen. Ich bitte aber um etwas Geduld, wenn ich Anfragen nicht umgehend beantworten kann, denn so nebenher muss ich auch noch ein wenig arbeiten und will ich mich auch um meine Familie kümmern.
Die Auswahl ist natürlich schon irgendwie subjektiv, wenn jemand auf ein Thema oder eine Veröffentlichung stösst, die ich übersehen oder nicht ausgewählt habe, oder grobe Schnitzer/Fehler findet, bitte ebenfalls posten oder mailen.
Die Zitate habe ich der PubMed Datenbank entnommen:
Das ist alles verdammt viel, ich weiss, deshalb habe ich versucht, alles etwas zu untergliedern.
Am Interessantesten sind sicher die Anstrengungen, die in Richtung Therapie gehen:
1.) Stammzellen
Ferrero et al. 2008, Cell Transplantation, Vol. 17(3), pp. 255-266 haben Knochenmarksstammzellen von gesunden Probanden und sALS Patienten daraufhin untersucht, ob sich die Zellen in Kultur unterscheiden. Die Untersuchung kommt zu dem Ergebnis, dass sich die Zellen in Ihrem Aussehen nicht unterscheiden. Auch in immunologischen Untersuchungen konnte kein Unterschied festgestellt werden. Die Zellen entwickelten sich, unabhängig von ihrer Herkunft ganz normal in differenzierte Zellen, je nachdem in welchem Medium sie kultiviert wurden, wodurch die Ausdifferenzierung vorgegeben wird. In den Zellen der gesunden Spender wurde lediglich eine Population entdeckt, die sich schneller verdoppelte. Der Unterschied sei aber statistisch nicht signifikant. Als Resumee konstatieren die Autoren, dass die Knochmarksstammzellen von ALS-Patienten auch nach extensiver Kultivierung und Differenzierung in neuron-ähnliche Zellen keine funktionellen Beeinträchtigungen oder chromosomale Veränderungen aufweisen.
Aus diesem Grund bestehe eine gute Chance, Knochenmarksstammzellen für eine Zell-basierte Therapie einzusetzen.
Im Gegensatz dazu fanden Boucherie et al. (2008), Experimental Neurology May 3 )weiteres noch nicht bekannt), dass Knochenmarksstammzellen aus dem ALS-Rattenmodell das neuroprotektive Potential gesunder Knochenmarkstammzellen nicht mehr in dem Maße aufweisen. So reagieren diese Zellen beispielsweise nicht mehr auf Riluzol-Behandlung.
Damit wäre der Nutzen autologer Knochenmarksstamzellen (aus dem Patient selbst) als Therapie zumindest bei der familiären Form der ALS wieder in Frage gestellt.
Vercelli et al. 2008, Neurobiol. Dis. Jun 4
haben menschliche mesenchymale Knochenmarksstammzellen in noch asymptomatische SOD1 (G93A) Mäuse (das gebräuchlichste ALS-Tiermodell) transplantiert und dabei eine verlängerte Überlebenszeit und verbesserte Ergebnisse der motorischen Fähigkeiten der transplantierten Tiere gezeigt.
Bohl et al. 2008, Stem Cells, Jul 17
verfolgen das genetische Engineering fötaler neuronaler Vorläuferzellen aus Ratten in Motorneuronen. Hier wurden diese neuronalen Vorläuferzellen durch gentechnische Veränderung dazu gebracht, sich gerichtet in Motorneuronzellen zu entwickeln. Diese Zellen wurden dann in ein Rattenmodell für Degeneration von Motorneuronen transplantiert, wo sie sich dann vorübergehend weiter in Richtung Motorneuronzellen differenziert haben. (Was „vorübergehend“ hier genau heisst, kann ich noch nicht sagen, da ich erst einmal nur Zugriff auf die Zusammenfassung des Textes habe).
Dann natürlich noch den Artikel, auf den schon in einem anderen Thread hingewiesen wurde. Die genetische Reprogrammierung von Fibroblastenzellen (Bindegewebszellen, die u.a. das Kollagen produzieren) aus der Haut einer ALS Patientin in sogenannte induzierte pluripotente Stammzellen, die sich dann in Motoneuronen differenzieren lassen (Dimos et al. 2008, Science, Jul 31st). Diese Reprogrammierung erfolgt mittels der Expression von vier Genen unter retroviraler Kontrolle in diesen Fibroblasten. Die Autoren konstatieren in ihrem Artikel aber eindeutig, dass sich unter den vier exprimierten Genen Onkogene befinden (Onkogene spielen, wenn sie ausser Kontrolle geraten, bei der Krebsentstehung eine wichtige Rolle). Dieser Umstand und die retrovirale Kontrolle des Systems bergen Gefahren bezüglich der Kontrollierbarkeit der umprogrammierten Zellen. Darüberhinaus enthalten die entstandenen Zellen natürlich noch die gleiche genetische Information und damit eventuell den gleichen genetischen Defekt, der für die Auslösung der ALS mitverantwortlich ist. Daher sind solche Zellen z.B. bei der familiären Variante der ALS ungeeignet, da wie gesagt, der genetische Defekt mitgeschleppt wird. Für die sporadische ALS Variante erhoffen sich die Forscher, auf diese Weise stabile Zelllinien zu erhalten, um die Krankheit besser verstehen zu können.
Garbuzova-Davis et al. 2008, PloS ONE Vol.3 (6)
haben Zellen aus menschlichem Nabelschnurblut intravenös in präsymptomatische SOD1-Mäuse injiziert und dabei auch eine signifikant verlängerte Überlebenszeit festgestellt, die allerdings dosisabhängig ist. Es wurden 10x106, 25x106 und 50x106 in die Tiere injiziert und am effektivsten war die mittlere Dosis. Der neuroprotektive Effekt auf Motorneuronen wird einer aktiven Beteiligung dieser Zellen an der Immunantwort der behandelten Tiere auf entzündliche Prozesse zugeschrieben.
vielleicht ist es von Interesse, wenn ich mal so ein wenig aufliste, was in der ALS Forschung so alles gemacht wird, und was es so für veröffentlichte Ergebnisse aus den verschiedenen Forschungsrichtungen gibt. Diese Ergebnisse sind wissenschaftliche Veröffentlichungen nicht mehr und nicht weniger. Bitte behaltet das im Hinterkopf, wenn die Ergebnisse teilweise toll klingen.
DIES SIND KEINE IRGENDWIE GEARTETEN THERAPIEVORSCHLÄGE!!!!!
Ich habe die Ergebnisse übersetzt und zusammengefasst und die Zitate (Autoren, Zeitschrift, Ausgabe) noch mit dazu geschrieben.
Soweit möglich habe ich versucht, die Zusammenfassungen verständlich zu formulieren, falls das alles doch noch zu angehoben oder unverständlich klingt, bitte ebenfalls mailen. Falls jemand einen betreffenden Artikel komplett haben möchte, oder mehr über ein bestimmtes Thema erfahren möchte, bitte einfach posten oder mailen. Ich bitte aber um etwas Geduld, wenn ich Anfragen nicht umgehend beantworten kann, denn so nebenher muss ich auch noch ein wenig arbeiten und will ich mich auch um meine Familie kümmern.
Die Auswahl ist natürlich schon irgendwie subjektiv, wenn jemand auf ein Thema oder eine Veröffentlichung stösst, die ich übersehen oder nicht ausgewählt habe, oder grobe Schnitzer/Fehler findet, bitte ebenfalls posten oder mailen.
Die Zitate habe ich der PubMed Datenbank entnommen:
Das ist alles verdammt viel, ich weiss, deshalb habe ich versucht, alles etwas zu untergliedern.
Am Interessantesten sind sicher die Anstrengungen, die in Richtung Therapie gehen:
1.) Stammzellen
Ferrero et al. 2008, Cell Transplantation, Vol. 17(3), pp. 255-266 haben Knochenmarksstammzellen von gesunden Probanden und sALS Patienten daraufhin untersucht, ob sich die Zellen in Kultur unterscheiden. Die Untersuchung kommt zu dem Ergebnis, dass sich die Zellen in Ihrem Aussehen nicht unterscheiden. Auch in immunologischen Untersuchungen konnte kein Unterschied festgestellt werden. Die Zellen entwickelten sich, unabhängig von ihrer Herkunft ganz normal in differenzierte Zellen, je nachdem in welchem Medium sie kultiviert wurden, wodurch die Ausdifferenzierung vorgegeben wird. In den Zellen der gesunden Spender wurde lediglich eine Population entdeckt, die sich schneller verdoppelte. Der Unterschied sei aber statistisch nicht signifikant. Als Resumee konstatieren die Autoren, dass die Knochmarksstammzellen von ALS-Patienten auch nach extensiver Kultivierung und Differenzierung in neuron-ähnliche Zellen keine funktionellen Beeinträchtigungen oder chromosomale Veränderungen aufweisen.
Aus diesem Grund bestehe eine gute Chance, Knochenmarksstammzellen für eine Zell-basierte Therapie einzusetzen.
Im Gegensatz dazu fanden Boucherie et al. (2008), Experimental Neurology May 3 )weiteres noch nicht bekannt), dass Knochenmarksstammzellen aus dem ALS-Rattenmodell das neuroprotektive Potential gesunder Knochenmarkstammzellen nicht mehr in dem Maße aufweisen. So reagieren diese Zellen beispielsweise nicht mehr auf Riluzol-Behandlung.
Damit wäre der Nutzen autologer Knochenmarksstamzellen (aus dem Patient selbst) als Therapie zumindest bei der familiären Form der ALS wieder in Frage gestellt.
Vercelli et al. 2008, Neurobiol. Dis. Jun 4
haben menschliche mesenchymale Knochenmarksstammzellen in noch asymptomatische SOD1 (G93A) Mäuse (das gebräuchlichste ALS-Tiermodell) transplantiert und dabei eine verlängerte Überlebenszeit und verbesserte Ergebnisse der motorischen Fähigkeiten der transplantierten Tiere gezeigt.
Bohl et al. 2008, Stem Cells, Jul 17
verfolgen das genetische Engineering fötaler neuronaler Vorläuferzellen aus Ratten in Motorneuronen. Hier wurden diese neuronalen Vorläuferzellen durch gentechnische Veränderung dazu gebracht, sich gerichtet in Motorneuronzellen zu entwickeln. Diese Zellen wurden dann in ein Rattenmodell für Degeneration von Motorneuronen transplantiert, wo sie sich dann vorübergehend weiter in Richtung Motorneuronzellen differenziert haben. (Was „vorübergehend“ hier genau heisst, kann ich noch nicht sagen, da ich erst einmal nur Zugriff auf die Zusammenfassung des Textes habe).
Dann natürlich noch den Artikel, auf den schon in einem anderen Thread hingewiesen wurde. Die genetische Reprogrammierung von Fibroblastenzellen (Bindegewebszellen, die u.a. das Kollagen produzieren) aus der Haut einer ALS Patientin in sogenannte induzierte pluripotente Stammzellen, die sich dann in Motoneuronen differenzieren lassen (Dimos et al. 2008, Science, Jul 31st). Diese Reprogrammierung erfolgt mittels der Expression von vier Genen unter retroviraler Kontrolle in diesen Fibroblasten. Die Autoren konstatieren in ihrem Artikel aber eindeutig, dass sich unter den vier exprimierten Genen Onkogene befinden (Onkogene spielen, wenn sie ausser Kontrolle geraten, bei der Krebsentstehung eine wichtige Rolle). Dieser Umstand und die retrovirale Kontrolle des Systems bergen Gefahren bezüglich der Kontrollierbarkeit der umprogrammierten Zellen. Darüberhinaus enthalten die entstandenen Zellen natürlich noch die gleiche genetische Information und damit eventuell den gleichen genetischen Defekt, der für die Auslösung der ALS mitverantwortlich ist. Daher sind solche Zellen z.B. bei der familiären Variante der ALS ungeeignet, da wie gesagt, der genetische Defekt mitgeschleppt wird. Für die sporadische ALS Variante erhoffen sich die Forscher, auf diese Weise stabile Zelllinien zu erhalten, um die Krankheit besser verstehen zu können.
Garbuzova-Davis et al. 2008, PloS ONE Vol.3 (6)
haben Zellen aus menschlichem Nabelschnurblut intravenös in präsymptomatische SOD1-Mäuse injiziert und dabei auch eine signifikant verlängerte Überlebenszeit festgestellt, die allerdings dosisabhängig ist. Es wurden 10x106, 25x106 und 50x106 in die Tiere injiziert und am effektivsten war die mittlere Dosis. Der neuroprotektive Effekt auf Motorneuronen wird einer aktiven Beteiligung dieser Zellen an der Immunantwort der behandelten Tiere auf entzündliche Prozesse zugeschrieben.
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