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Einhaltung der Forenregeln und Kommunikationskultur

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eigene Tempo verloren

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    eigene Tempo verloren

    Hallo zusammen,

    mir wird immer mehr bewusst, dass mir mein eigenes Tempo verloren gegangen ist. Ich habe mittlerweile jedes Tempo der helfenden Personen im Gedächtnis, wie schnell oder langsam sie sind, wenn ich Hilfe benötige. Nur mein eigenes Tempo ist weg. Damit komme ich unterschiedlich zurecht. Gerade beim Toilettengang ist es oft eine Frage des richtigen Zeitpunktes, wann man den Wunsch äußert. Man muss soviel beachten, zuerst wer hilft, dann die ganze Prozedur des eigentlichen Wunsches und nicht zu vergessen, das Verstandenwerden des Wunsches.

    Weiter macht mir zu schaffen, dass ich mich beim Essenreichen damit abfinden muss, dass ich keine eigene Zusammenstellung der verschiedenen Speisen auf dem Teller habe, wie sie mir gereicht werden. Bis ich verständlich meinen Wunsch geäußert habe, ist das Essen kalt.

    In den meisten Fällen denke ich, stell dich nicht so an, sondern sei froh, dass dir überhaupt geholfen wird. Bei mir eilig erscheinenden Wünschen gelingt mir oft diese Einstellung nicht.

    Wie geht Ihr damit um? Vielleicht könnt Ihr mir Tipps geben, gelassener zu werden.

    Gruß Birgit

    #2
    Liebe Birgit,

    vielleicht darf ich hier die Gelegenheit nutzen, um die Sache mit dem eigenen Tempo aus der Sicht eines Betreuenden zu schildern. Vieles, wenn nicht alles sieht bei uns genau so aus, wie Du es beschreibst. Ich habe mittlerweile sehr grosse Probleme, meine Frau zu verstehen, was immer wieder zu Frustration und Konflikten führt.

    Das erkaltete Essen war einer der ersten Konfliktpunkte. Mittlerweile handhaben wir es nach dem "Eins für Dich und eins für mich"-Prinzip, das klappt ganz gut.

    Mit dem Toilettengang ist das so ein ganz eigenes Problem, wenn es ganz schnell gehen muss, dann trage ich sie eben.

    Aber für das Problem mit der Kommunikation haben wir noch kein Mittel gefunden, ich verstehe ja ihren Frust aber schliesslich stelle ich mich ja nicht absichtlich doof, sondern verstehe dann wirklich nicht, was sie meint.
    Leider bauschen sich solche Konflikte meist abends auf, wenn ich auch schon einen kompletten Arbeitstag und 50 km einfache Fahrtstrecke in den Knochen habe und vielleicht auch schon nicht mehr der Ausgeglichenste bin.
    Ein wenig Gelassenheit würde uns beiden sicher auch gut tun, vielleicht gibt es hier auch Tipps von Angehörigen.

    Viele Grüsse,

    Jörg

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      #3
      Liebe Birgit,
      leider leider kann dies niemand nachempfinden, auch nicht unsere lieben helfenden Hände. Auch wenn das Verständnis noch so gross ist, verlieren wir die Zeit als bestimmenden Faktor und müssen dies mit Geduld hinnehmen. Ausser Du würdest einen genauen Zeitplan erstellen und jeder müsste sich daran halten, auch Deine Verdauung.

      Allerdings hatte ich am Anfang solcher Momente viel Frust und auch Resignation gehabt und habe im Laufe der Zeit daraus lernen müssen, meine Bedürfnisse kund zu tun und meine Geduld weiter zu üben. So merke ich mir viele missverständliche Dinge und erkläre sie später am PC. Aber auch das kann nicht alles an Unklarheiten und das ewige Warten verhindern. Aber das Schreiben darüber baut die Unzufriedenheit ab.
      So schätze ich ab, wie oft ich wie viel trinken kann, um rechtzeitig auf die Toilette gebracht zu werden, Alternative wäre für das „Kleine Geschäft“ ein Katheder oder eine Windel. Für das „Grosse Geschäft“ schreibe oder mache ich mich bemerkbar, dass dies schnell gehen muss, sonst ist die Sauerei für beide Seiten unangenehm.
      Das warme Essen bekomme ich zuerst angerichtet oder anschliessend, je nach meinem Hunger. Mittlerweile vertrage ich heisses Essen oder Trinken überhaupt nicht mehr, da alles im Mundbereich super empfindlich geworden ist.

      Es verlangt sowohl Geduld und Toleranz auf beiden Seiten und bei manchen seltenen allzu schlimmen Situationen schreie und fluche ich innerlich stumm vor mich hin, um den Frust abzubauen. Aber dann sehe ich, was meine helfenden Hände alles nebenbei auch noch zu erledigen haben und den täglichen Trott leisten, wie Wäsche waschen, einkaufen, arbeiten gehen, Ansprechpartner für die Kids sein müssen, Rezepte für mich bestellen und abholen, mich zu versorgen wie ein Kleinkind und vieles mehr. Alles das, was man früher ja selber leisten musste und auch gerne gemacht hat, muss von anderen übernommen werden. Das Wichtigste ist aber für mich, dass ich bei allem ein Mitspracherecht habe und trotz meinem körperlichen PlemPlem-Aussehen akzeptiert werde und integriert bin.

      Einen lieben Gruss
      Uschi
      Es ist nicht zu wenig Zeit, die wir haben, sondern es ist zuviel Zeit, die wir nicht nutzen.
      Lucius Annaeus Seneca
      Mein 1. Buch über PLS / ALS ist auch als E- Book erhältlich: http://www.schulz-kirchner.de/bueche...kt-e-book.html
      und nach meinem Signaturspruch: am 2. Buch arbeite ich noch momentan.

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        #4
        Liebe Birgit,
        hatte versprochen dir zu antworten. Den Versuch muss ich leider als gescheiter abhaken.
        Er war sehr privat und nicht wissenschaftlich fungiert.
        Bevor ich hier wieder wegen Meinungsäußerung, familiennamentlich vom Sheriff des Forums an den Pranger gestellt werde,
        werde ich dir also lieber meine Gedanken dazu per E-Mail mitteilen.
        Lieben Gruß
        Georg
        Wagen wir, die Dinge zu sehen, wie sie sind

        Es sind nicht immer die Lauten die stark sind, nur weil sie so lautstark sind.
        Oft sind es die Leisen, denen das Leben viel besser gelingt.
        Konstantin Wecker

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          #5
          Armer Georg...



          Dein Gejammer ist wirklich mitleiderregend!

          Es wäre dumm, sich über die Welt zu ärgern. Sie kümmert sich nicht darum.
          Marcus Aurelius

          Mein PLM-Profil: http://www.patientslikeme.com/patien...olling%20Stone

          UNSERE BEATMUNGS-WG BONN(BAD GODESBERG): http://www.marc-bennerscheidt.de/startern_wg.htm

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