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    Neu im Forum

    Hallo,

    ich möchte mich erst mal kurz vorstellen. Nennt mich einfach Bina. Ich weiß ehrlich gesagt noch nicht genau, was ich im Grunde Suche. Vermutlich einen Platz, an dem ich mich ausheulen kann. Ich selber bin nicht von ALS betroffen, aber mein Mann, bzw. voraussichtlich. Wir sind eine kleine Familie, unser Leben war bisher normal bescheiden, aber schön. Wir haben eine Tochter, auf die mein Mann natürlich sehr stolz ist. Letztes Jahr bemerkte mein Mann, dass etwas mit seiner Muskulatur im Oberarm nicht stimmte. Da er Gelenkarthrosen hat, war die Vermutung dahingehend, dass es etwas damit zu tun haben könnte. Nun folgten Besuche bei Ärzten. Orthopäden, Neurologen. Diverse Untersuchungen wurden durchgeführt, immer in Richtung Gelenkerkrankung. Die Untersuchungen brachten Befunde hervor, die nicht unbedingt unbekannt waren. CT´s etc. brachten Vorschläge, evtl. ein künstliches Gelenk einzusetzen, weil die Vermutung war, dass es sich um eingeklemmte Nerven handeln könnte. Bei all diesen Arztbesuchen verschlechterte sich der Zustand des Oberarms, bis der Muskel im Prinzip völlig verschwunden war. Beeinträchtigungen der Handmotorik zeigten sich immer massiver. Mein Mann war trotz der bekannten Verschleißerkrankungen im Vorfeld soweit gesund, vor allem sportlich sehr ehrgeizig. Es war schon traurig, mit ansehen zu müssen, wie sich die Muskulatur einfach in Luft auflöste. Natürlich waren wir nicht untätig und suchten im Internet nach Hinweisen. Als erstes stieß ich dann leider auf die ALS Erkrankung. Wir waren uns aber sicher, so etwas könnte es nicht sein. Dann wurde dieser Hinweis aber an die derzeit behandelnden Ärzte weiter gegeben, die allerdings eine ALS Erkrankung ebenfalls als unwahrscheinlich befanden. Zum Glück war nun ein Arzt dabei, der meinen Mann in die MHH stationär einwiesen ließ. Es sollten nur ein paar Tage Aufenthalt sein, doch der stationäre Aufenthalt zog sich in die Länge. Allein das befand ich persönlich als sehr beunruhigend. Warum stellten sie nicht eine Diagnose, einen Therapievorschlag und alles wird wieder schön?
    Es wurde eine vorläufige Diagnose gestellt, die dann lautete MMN - multifokale motorische Neuropathie. Ich hatte keine Ahnung, was das war, aber das Internet sollte schnell für Aufklärung sorgen. Eine wirklich nicht schöne Diagnose, 1000 Gedanken, die erste Verzweiflung aber Hinweise der Texte gaben mir Mut, die die Aussage trugen, dass die Lebenserwartung durch diese Erkrankung nicht eingeschränkt sei. Na wenigstens was, mit dem Rest wird man lernen zu leben.
    Außerdem wurde mein Mann in eine Studie aufgenommen und sollte von nun an intravenöse Immunglobulininfusionen erhalten. Eine Therapie - wie beruhigend. Nachdem der erste Schock überwunden war und auch die erste sichtbare Schockhaltung meines Mannes verflog, versuchte ich Mut zu machen, indem ich vorschlug, hier auch homöopatische Hilfe zu suchen - denn schaden könne es ja nicht. Meine Hoffnung lag nicht einmal darin, dass es unbedingt was bringt, sondern das man einfach etwas tun kann und das wiederum zur Motivation beitragen könnte. Immerhin ist es ja wichtig, dass die Psyche nicht völlig zusammenbricht. Eine Entgiftungskur wurde eingeleitet, eine Eigenbluttherapie wurde in Aussicht gestellt usw.. Toll - mein Mann, der eigentlich nichts davon hielt, schien hier wirklich die rechte Motivation zu finden. Irgendwie beruhigte sich der Zustand wieder, mein Mann sah besser aus, ich hatte nicht mehr diese ständigen Gedanken im Kopf, die Tränen überkamen mich nicht mehr spontan und unerwartet.
    Dann stand der nächste Termin an, zur Immunglobulininfusion. Leider hat sich alles danach geändert. Die Infusionen hatten überhaupt keinen Erfolg. Die Parese schien fortgeschritten, bereits sichtbar im Handrückenbereich. Auch die andere Hand scheint beginnend davon betroffen zu sein. Fakt ist, dass ein Gespräch im Krankenhaus stattfand, dass beim nächsten Termin alle Untersuchungen neu durchgeführt werden müssen. Einmal, um entweder die Diagnose MMN zu erhärten, bzw. die Diagnose ALS zu bestätigen. Es wurde wohl offener darüber gesprochen, als mein Mann mir gegenüber zugibt. Es wurde ebenfalls darüber gesprochen, dass die Infusionen dann wohl abgesetzt werden. Mein Mann machte einen sehr verunsicherten Eindruck. Natürlich ist er mir gegenüber sehr gefasst. Aber plötzlich hat er es sehr eilig, mit mir Ordner zu besprechen, Themen wie Beerdigung stehen auf dem Tisch, Gedanken über Sterbehilfe. Ich könnte nur noch schreien, versuche dabei gefasst zu wirken, aber ich merke, wie ich Tag für Tag immer mehr an Mut und Kraft verliere. Ich versuche ja stark zu bleiben, alleine schon meiner Tochter zuliebe. Sie weiß zwar, dass ihr Vater krank ist, aber natürlich hat sie keine Ahnung über die Gewaltigkeit der Diagnose, wobei MMN schon schlimm genug wäre, aber ALS kann ich meiner Tochter nicht erklären. Immer noch habe ich natürlich die Hoffnung, dass sich beim nächsten Termin die Diagnose ALS nicht bestätigt, aber alles weist darauf hin. Ich beobachte meinen Mann, wie er mich und meine Tochter beobachtet, wie sich Traurigkeit in seinem Gesicht breit macht und er im nächsten Moment versucht, wieder so zu tun, als wäre die Welt in Ordnung.
    Die Tage vergehen, an denen nichts anders ist als sonst und doch so grundverschieden von allen Tagen die bisher vergangen waren sind. Ich komme damit einfach nicht zurecht. Den Tag beginnen, zur Arbeit, dass Kind versorgen, den Tag beenden. Ich habe Hunde und ich liebe es einfach, mit ihnen meine Spaziergänge zu machen. Es ist anders als sonst, ich quäle mich vorwärts und in meinem Kopf spielen die Gedanken Karussell. Ich weiß, dass eigentlich schreckliches auf mich, meinen Mann, meine Tochter zukommt und im Moment herrscht diese unheimliche Ruhe vorm Sturm. Eigentlich ist ja alles derzeit noch so unrealistisch normal, aber wie lange noch?. Wir hatten noch so viel vor. Mein Mann hatte immer Visionen im Kopf, wie was ist, wenn unsere Tochter älter wird usw..
    Ich glaube, ich suche einfach hier einen Anlaufpunkt, an den ich mich wenden kann, um loszuwerden, was mich anfängt aufzufressen. Um Fragen zu stellen, die mir mit Sicherheit sonst niemand beantworten kann, um mich durch Situationen kämpfen zu können, die ich mir nicht mal wage im Moment bis ins Detail vorzustellen vermag. Ich denke, es ist einfach die unglaubliche Angst, die Hilflosigkeit, aber vielleicht finde ich auch Wege, die positives bringen könnten, die die Hoffnung nicht sterben lassen.

    Bina

    #2
    Hallo Bina,
    das Karussell in deinem Kopf sagt aus, dass dich die Situation überfordert. Das ist auch mehr als verständlich angesichts dieser Ungewissheit. Es kann einen förmlich zerfressen. Gut daher, dass du hier schreibst und deine Gedanken in Worte fasst. Auch wenn die Situation schier unerträglich wirkt. Es brauch Zeit. Dein Mann redet nicht ganz offen mit dir? Hat er Angst, dich zu sehr zu belasten? Du kennst ihn besser als jeder hier im Forum. Ich denke, was er derzeit mit sich ausmacht (vielleicht hat er auch nur ungewisse Vorahnung verbunden mit einer Angst) kann man sich nicht vorstellen. Da können dir Betroffen aus diesem Forum bestimmt mehr Infos oder Gedankenanstöße geben.

    Such dir bitte Ansprechpartner. In Form einer Selbsthilfegruppe, hier im Forum oder durch den Sozialdienst im behandelnden Krankenhaus. Telefoniere mit Kontaktpersonen und hole dir Rat zu deiner Situation. Brauchst du eine Liste von Ansprechpartnern des DGM? Ich denke du brauchst derzeit Hilfe, Gespräche und das Gefühl, das du nicht allein bist. Und glaube mir, das bist du nicht. Du hast bereits einmal eine Diagnose deines Mannes verarbeiten müssen und jetzt kommt noch ein Schüppe obendrauf.

    Alles Gute und viel Kraft
    pumproom
    LG pumproom
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      #3
      Hallo Pumproom,

      vielen lieben Dank für Deine Antwort. Ich habe mich schon umgeschaut, auch in diesem Forum, unter der Rubrik Selbsthilfegruppe. Dort ist der Block noch nicht fertig, der für Angehörige angedacht ist. Ich denke, dass wird sicher irgendwann der Fall sein. Im Moment bin ich dabei, viel zu lesen. Versuche mir ein evtl. Bild zu machen, was auf mich und meine Familie zukommt.
      Sicherlich hast Du Recht mit der Annahme, dass ich mit der Situation nicht ZURECHT komme. Was mich noch mehr belastet ist die Tatsache, dass ich mir über die Angst und Gedanken meines Mannes nur zu GUT im klaren bin. Ich sehe es ihm an, jeden neuen Tag. Noch schlimmer ist es für mich, seine Bemühtheit zu bemerken, derweilen noch sehr zuversichtlich mit der Situation umzugehen. Er leidet bereits unter Schlafstörungen, sieht sehr erschöpft am nächsten Tag aus.

      Ich möchte gar nicht zu sehr jammern, obwohl ich zugebe, dass es wie ein Brocken wirkt, der einem für einen Moment von der Brust genommen wird, einfach darüber zu schreiben. Gleichzeitig habe ich fast ein schlechtes GEWISSEN, immerhin bin nicht ich an dieser Krankheit erkrankt. Was mag ein direkt BETROFFENER denken, der diese Zeilen liest?
      Im Moment klammere ich mich noch daran, dass die endgültige Diagnose vielleicht doch von der ALS abweicht, es würde hoffentlich mehr Zeit für uns ergeben.

      Eine Flut an weiteren Fragen wird sicherlich folgen, schon aus den sich ergebenden Veränderungen. Derzeit möchte ich noch keine direkten Ansprechpartner wählen, denn mein Alleingang ist derzeit noch nicht bekannt und ich möchte noch ein wenig Normalität im Alltag wiederspiegeln, wenn das auch ein totaler Selbstbetrug ist, dass weiß ich natürlich.

      Nochmals ganz lieben Dank
      und viele liebe Grüße
      Bina

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        #4
        hallo bina,

        ich bin eine betroffene und wollte dir nur sagen, dass du kein schlechtes gewissen haben mußt, wenn du dir hier dein leid von der seele schreibst. dazu ist das forum da.

        ich habe ALS seit 12 jahren. euer überwältigtsein von der diagnose kenne ich nur zu gut. vielleicht hilft es dir, wenn ich sage, dass ab der ALS diagnose das verarbeiten in mehreren schritten erfolgen kann, zumindest war das bei mir der fall. zuerst schock, der boden wird einem unter den füßen weggezogen. alle pläne und wünsche sind obsolet. dazu kommt die unsicherheit des verlaufes der ALS. wann werde ich lähmungen haben, wann werde ich beatmet werden müssen usw. was muß ich jetzt schon machen, wieviel zeit werde ich haben, noch alles vorausschauend zu regeln. dazu kommen existenzsorgen. der zweite schritt ist, die betäubung läßt langsam nach. man kann wieder planen, jetzt mit der krankheit. ich habe es damals für mich mit einer metapher beschrieben. mein lebenszug ist in voller fahrt plötzlich an eine wand geknallt. ich lebe zwar noch, kann aber auf meinen schienen nicht mehr weiterfahren. im laufe der monate finde ich eine weiche und langsam nimmt mein lebenszug wieder fahrt auf, paralell zu den einstigen schienen, jetzt aber mit ALS. ich gewinne langsam wieder vertrauen in meinen körper, weil ich im lauf der zeit von meiner ALS lerne wie ich damit umgehen kann. ich erwarte nicht mehr den in den lehrbüchern beschriebenen verlauf, sondern lebe nur meine ALS im hier und jetzt. ich kann wieder fröhlich sein und viel lachen denn das morgen ist ungewiss.

        als ich meine diagnose der familie und nach einiger zeit kollegen mitteilte, brachen einige in tränen aus und ich mußte sie trösten. ich war völlig unbeteiligt, denn ich stand glücklicherweise noch im auge des hurikans. vielleicht geht es deinem mann so ähnlich.

        ich wünsche dir und deinem mann viel kraft euer schicksal zu meistern.

        grüße an euch beide
        edith
        Zuletzt geändert von ewo; 01.11.2013, 15:22.

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          #5
          Hallo Edith,

          vielen Dank für Deinen Beitrag, der mich sehr bewegt hat. Du hast Deine Situation so beschrieben, dass man sich trotz der schlimmen Diagnose ein wenig Hoffnung machen kann. Du lebst bereits 12 Jahre damit - bist Du damit eine große Ausnahme oder gibt es sogar mehr Fälle, die sich nicht an die Lehrbücher halten.? Liest man sich durch, stößt man in der Literatur fast immer auf eine Zeitangabe, die mehr als 3 Jahre nicht zulässt. Wenn ich mir dann vorstelle, was alles in den 3 Jahren an körperlichen Veränderungen stattfinden soll, erscheint mir der beschriebene Krankheitsverlauf die Geschwindigkeit eines Düsenjets zu haben.
          Ich hoffe sehr, dass mein Mann sein Schicksal ähnlich lernt anzunehmen wie Du es geschafft hast. Ich hoffe ebenfalls, dass es mir auch gelingt. Aber wahrscheinlich müssen die von Dir beschriebenen Phasen wohl erst ihren Lauf nehmen, bevor man selbst mit so einer Diagnose seinen Frieden findet.

          Ich danke Dir nochmals Edith und wünsche Dir auch auf Deinen Weg weiterhin so viel Kraft und Zuversicht

          Liebe Grüße
          Bina

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            #6
            Liebe Bina,
            Ich kann deine momentane Situation leider sehr gut nachvollziehen. Halte dich nicht an irgendwelchen Zeitangaben auf. Das macht dich nur verrückt. Es ist für dich unheimlich schwer den Gedanken zu ertragen, dass mit einem Knall, das gesamte Leben mit den Wünschen und Vorstellungen plötzlich in Trümmern liegt. Du hast Angst verbunden mit einer Situation, dass du nichts machen kannst. Heißt, du bist machtlos und sollst damit klar kommen. Dass das nicht so einfach geht, merkst du selber. Aber es kommt.

            So wie Edith es in ihrem Beitrag sehr anschaulich geschrieben hat kann es auch bei dir persönlich zutreffen. Der Schritt vom ersten Schock zu „Phase 2“, dass man lernt mit der Erkrankung zu leben und zu planen. Das, hoffe ich, wird euch passieren. Es wird dann keine langfristige Planung mehr möglich sein. Vielleicht auch nur von einen Tag auf den anderen, aber das kann man schaffen. Ihr beide müsst erste einmal die Situation akzeptieren. Ohne die Akzeptanz ist die Bewältigung sehr, sehr schwer. Es wird Phasen der Resignation geben. Darum haltet zusammen und sprecht über eure Ängste und Vorstellungen. Sprecht auch darüber wie ihr eurer Tochter davon erzählen wollt. Ich weiß nicht wie alt sie ist und wie weit sie von Ihrer Entwicklung her die Diagnose aufnehmen und verarbeiten kann. Aber Kinder kommen meist sehr viel besser mit solchen Tatsachen klar, als wir Erwachsenen. Vielleicht holt euch dazu einen Rat ein, in welcher Form und wie weit die Diagnose vermittelt wird.

            Ich weiß leider nicht, ob es eine Art Leitfaden gibt in Punkto der ALS. Hier verlinke ich einfach mal einen PDF- File. Vielleicht könnt ihr da ein paar wichtige Aspekte für euch entnehmen. Bitte beachtet, dass es bei diesem Dokument und eine genetische Erkrankung geht, die autosomal dominant vererbt werden kann. Daher trifft nicht alles auf die ALS zu.



            Weiterhin alles Gute.
            LG pumproom
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              #7
              Hallo Pumproom,

              vielen Dank, dass Du Dich nochmals gemeldet hast. Ich hoffe auch, dass die Akzeptanz irgendwann eintreten wird. Ich gebe zu, im Moment geht das noch nicht. Es wechselt zwischen Wut, Angst und Hilflosigkeit. Es gibt Momente, die kurz normal sind, kurz normal empfunden werden und dann klopft es regelrecht an meinem Kopf an, mit dem Hinweis, es ist alles nicht mehr, wie es momentan scheint. Trotzdem klammere ich momentan immer mehr auf die Hoffnung, dass die neuen Untersuchungen die MMN doch erhärten werden und die ALS damit ausradiert werden kann. Es könnte ja sein!?
              Ich ertappe mich, wie es mich ein wenig fassungslos macht, wenn mein Umfeld so sorgenfrei ihre Planungen für Weihnachten gestaltet. Ich schäme mich fast dafür, finde mich für meine Gedanken empörend gemein, aber stellenweise kommt es in mir hoch. Mein Umfeld weiß zwar um das Problem, weiß aber auch, dass ich eigentlich lieber nicht so ausführlich darüber rede. Der Grund ist einfach, dass ich es nicht kann, ohne los zu heulen und das macht mich noch wütender. Dadurch wurde diese Tatsache dankend hingenommen und eigentlich tut jeder so, als wäre nie etwas gewesen. Ich muss mich tag für tag so wahnsinnig beherrschen, einfach normal zu wirken, obwohl alles in mir in Scherben liegt. Ich möchte mein Umfeld auch nicht belasten und vielleicht ist es für andere momentan auch gar nicht möglich, auch nur annähernd zu begreifen, was in mir und meinem Mann vor sich geht? Ich denke, auch da wird die Zeit und die Symptome erst ihr übriges tun.
              Ich dachte immer, nur anderen passiert schreckliches - wie naiv ich war - wie unhaltbar diese Annahme ist und war. Die größte Angst hatte ich immer, dass die Volkskrankheit Krebs mal zuschlägt - aber plötzlich so was - ich empfinde das als so gemein und das ist nicht richtig, dass weiß ich. So viele trifft wirklich schlimmes und es hat einfach keiner verdient. Aber keine Krankheit, kein Schicksal und kein Unfall machen vor irgendwas halt - es schlägt einfach zu, dass weiß ich jetzt.
              Meine Tochter ist zum Teil über die Erkrankung informiert, um so einiges überhaupt verstehen zu können, allerdings in sehr abgespeckter Form, nicht so beängstigend. Allein die Tatsache, dass ihr Vater nun regelmäßig ins Krankenhaus muss, für Tage nicht da ist, dass bleibt natürlich nicht im verborgenen.Was sonst auf uns zu kommt, werde ich, werden wir sicherlich erst angehen, wenn die Diagnose dann schwarz auf weiß steht. Ich habe mir gedacht, vorher mit einem Kinderpsychologen zu sprechen, was er meint. Mein Mädchen ist 11, ich halte dieses Alter für so wahnsinnig ungeeignet. Als hätte sie jetzt nicht genug damit zu tun, dass die Pubertät Einzug hält, sie selber ihre eigenen Probleme haben wird. Ich mache mir große Sorgen, wie sich dass alles auf ihre Zukunft auswirken wird, ob ihre schulischen Leistungen darunter leiden usw.. Ich kann mir das alles noch nicht wirklich vorstellen und teilweise kommt es mir wie ein schlechter Scherz vor, als würde im nächsten Moment einer kommen, der mir sagt, dass er sich gehörig geirrt hat.

              Deinen Link kann ich leider nicht öffnen.


              Ich kenne hier soweit noch niemanden im Forum, aber magst Du mir kurz verraten, ob Du ein angehöriger, betroffener oder interessierter bist?
              Ich will nicht neugierig erscheinen, aber Du fühlst Dich sehr in die Sache ein.

              Ich danke Dir nochmals, es tut einfach gut, darüber zu schreiben.

              Liebe Grüße
              Bina

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                #8
                Hallo Bina,

                wenn die Diagnose noch nicht so ganz sicher ist, bedarf es noch keiner Aufklärung. Klar! Dennoch bitte nicht hinter den Aussagen verstecken, dass eure Tochter in einem evtl. schweren Alter ist. Es ist nie zu früh, aber schnell zu spät. Näheres erfährt man in dem Text. Warum der Link nicht mehr funktioniert, weiß ich nun auch nicht. Daher gib doch einfach mal bei der Google Suchmaschine folgen Text ein: „Huntington wie spreche ich mit den Kindern“. Es sollte an erste Stelle ein PDF stehen.

                Euer Umfeld ist nicht betroffen! Daher geht das Leben dort so weiter wie bisher. Zumal du auch signalisiert hast, darüber nicht reden zu wollen. Das ist OK. Wenn du darüber reden kannst, suche dir aber bitte vertraute Personen, mit denen du dich unterhalten kannst. Ich hatte ebenfalls eine solche Situation und mir hat es unheimlich geholfen, dass ich Menschen hatte, denen ich meine Sorgen erzählen konnte. Es brennt einfach manchmal und da ist die Zeit, bis eine Antwort oder ein paar tröstende, aufmunternde Worte im Forum fallen, zu lang.

                Du darfst ruhig neugierig sein. Ich fühle mich jedoch nicht in die Sache rein, sonder habe genau das erlebt, was dir momentan widerfährt. Mit der ALS setze ich mich auseinander, weil meine Mutter die Diagnose ALS vor ungefähr 4-5 Wochen erhalten hat.

                LG pumproom
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                  #9
                  liebe bina,

                  du bist im moment in der schockphase. wut, angst, weinen, sich hilflos fühlen von einem moment auf den anderen, das gehört dazu. nur unter schmerzen der trauer um verlorenes gelingt die bewältigung und die orientierung auf künftiges. lass deine gefühle heraus, es ist leichter gefühle ausszuleben, als sie mühsam zu beherrschen. was würde passieren, wenn dein umfeld dich weinen sieht? vermutlich anteilnahme und trost für dich. bedenke andere sind vielleicht unsicher, wie sie mit dir umgehen sollen, kennen die krankheit nicht in ihrer konsequenz, da du deine tränen überspielst und vermutlich sehr sachlich bist, könnte bei deinem umfeld vielleicht der eindruck entstehen, dass es so schlimm nicht sein kann. sei dir darüber klar, dass diese phase solange anhalten wird, wie du die zeit eben brauchst. setze dich nicht unnötig unter druck und mache dich nicht stärker als du bist. das kostet nur unnötig kraft.

                  zu deiner frage mit langjährigen verläufen der ALS, 10 % der erkrankten leben 10 jahre und mehr nach der diagnose. glaube ganz einfach fest daran, dass dein mann dazu gehört. und Senneca sagte (frei zitiert) "es sind nicht die dinge die uns schrecken, sondern die gedanken die wir uns darüber machen".

                  liebe grüße
                  edith
                  Zuletzt geändert von ewo; 04.11.2013, 18:35.

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                    #10
                    Hallo Pumproom,
                    hallo Edith,

                    Eure Antworten helfen mir sehr, allein in mich zu gehen, auch zu verstehen, warum ich so ungewöhnlich reagiere und empfinde. Ich habe gestern versucht meinen völlig normalen Tag anders zu empfinden, mich darin gesonnt, wie normal er war und wie schön es ist, wenn ein Tag einfach normal und harmlos ist. Tatsächlich wandelt sich die Denkweise in gaaanz kleinen Schritten, ich bin bemüht, mehr das HIER UND JETZT mit offenen Augen zu sehen und zu genießen.

                    Es funktioniert nicht ganz durchgehend und es sind manchmal Kleinigkeiten die mich wieder umhauen, aber im Moment stehe ich schneller wieder auf und mir ist bewußt, wie sehr mein Mann mich jetzt braucht, wie sehr meine Tochter mich brauchen wird. Ich versuche mich vorzubereiten, versuche bereit zu sein, wenn der Zusammenbruch um mich herum einbricht. Ich versuche es jetzt als meine Aufgabe zu sehen, am Ende der Stein in der Brandung zu sein. Es sind im Moment Gedanken, aber vielleicht nehme ich einen Teil in die Zukunft mit und kann die Situation damit besser bewältigen.

                    Ein wenig beruhigend wirkt es auf mich, dass es zumindest 10 % der ALS erkrankten gibt, die einen nicht so schnellen Verlauf haben. Ich denke, ich muss anfangen gaaanz fest daran zu glauben, dass diese Möglichkeit besteht.

                    Ich danke Euch wirklich von Herzen

                    Liebe Grüßen
                    Bina

                    Kommentar


                      #11
                      Hallo Bina,
                      ich bin auch neu hier und selbst betroffen. Ich konnte es auch nicht glauben,als mir die Ärzte die Diagnose mitteilten. Manchmal hoffe ich Sie haben sich geirrt, denn mir wurde mitgeteilt, ich leide vorraussichtlich an ALS. Alle anderen Krankheiten konnte soweit ausgeschlossen werden. Denn es gibt woll keinen Test, der ALS defenitiv feststellt.
                      Ich habe auch einen Sohn 12 Jahre alt und momentan weiss er nur das ich eine Muskelerkrankung habe, die nicht mehr besser wird. Keiner weiss wie schnell die Krankheit verläuft und ich finde mein Sohn muß nicht jetzt schon damit belastet werden,daß ich mich irgentwann überhaupt nicht mehr bewegen kann. Selber versucht man ja auch nicht jede Minute des Tages daran zu denken, dafür gibt es wichtigere Sachen an die man denken sollte.
                      Familie und Bekannte wissen glaube oft nicht damit umzugehen. Würde es uns an Ihrere Stelle anders gehen? Die Frage" na wie geht`s Dir denn " find ich immer nervig. Soll ich sagen was schon alles nicht mehr geht? Oder was ich noch alles kann? Wollen Sie so eine Antwort ? Also sag ich soweit ganz gut. Meist wird dann auch nicht weiter gefragt. Viele kennen diese Erkrankung ja auch nicht, ich selber kannte Sie ja auch bis März dieses Jahres nicht. Sie dann zu erklären, wenn Dich einer fragt....
                      Dein Mann muß vielleicht erstmal für sich alleine das alles verkraften, will Dich vielleicht nicht gleich so überfordern. Seine persönl. Sachen zu regeln ist erstmal normal glaube ich. Hab ich auch schon in Angriff genommen, Rente wurde eingereicht und alles sowas. Ich würd an Eurer Stelle erstmal abwarten, vielleicht ist es ja doch MMN.
                      Wünsche Euch alles gute. Noch ist es ja nicht sicher...

                      LG Sonja

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                        #12
                        liebe bina,

                        schön, dass du für stunden die dunklen gedanken beiseite schieben kannst. eines wollte ich dir noch sagen. lass dich niemals von der ALS einschüchtern, sage ihr mental den kampf an. lass der ALS nur insoweit den zutritt, wie dein mann seine behinderungen erfährt. es ist, bei gesicherter diagnose, zwar wichtig, dass man weiß was auf einen zukommen kann, um vorbeugend zu planen (z.b. hilfsmittel), aber erlaube der ALS nie dich darüberhinaus zu ängstigen.

                        die fachliteratur beschreibt, dass die ALS bei manchen erkrankten lange auf einer plattform verbleiben kann, bevor es zu einer weiteren verschlechterung kommt. auch sind fälle bekannt, wo die ALS zum stillstand kam. niemand weiß warum. du siehst, es gibt immer hoffnung, auch wenn sie noch so klein ist. vergiß die statistische überlebenszeit von 3-5 jahren, die in den büchern und arztpraxen herumgeistert.

                        sonnige grüße
                        edith
                        Zuletzt geändert von ewo; 05.11.2013, 16:03.

                        Kommentar


                          #13
                          Hallo Bina,

                          erste einmal gut, dass dir die Antworten und die Unterstützung was bringen. Du teilst mit vielen anderen Personen ein Schicksal und du befindest dich derzeit ganz am Anfang wo vieles noch sehr schmerzt, unbegreiflich und zum Teil irreal erscheint. Der Schmerz wird nie ganz vergehen. Aber man lernt damit zu leben. Dabei hilft es auch, von anderen zu erfahren, wie es ergangen ist und wie sie damit umgegangen sind. Man fühlt sich nicht allein, und das ist gut.

                          In erster Linie geht es jetzt darum, dass ihr euch sammeln könnt. Ihr müsst, und das ist ein gesunder Prozess, die Situation erst einmal verarbeiten. Gerade in Anbetracht der noch ungewissen Diagnose. Setzt dich nicht unter Druck, dich auf irgendetwas vorbereiten zu müssen. Du wirst für deinen Mann da sein, wenn er dich braucht genau so wie umgekehrt. Mich würde nicht wundern, wenn dein Mann erst einmal der Fels in deiner Brandung ist. Alles Stück für Stück. Ich denke du bist auf einem guten Weg.

                          LG pumproom
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                            #14
                            Liebe Sonja, liebe Edith, lieber Pumproom,


                            @Sonja - wie Du Deine Situation schilderst, glaube ich, erlebt es auch mein Mann. Er sagte einmal zu mir, wenn die Leute ihm gute Besserung wünschen, dass er es angebrachter fände, ihm keine Verschlechterung zu wünschen. Sicherlich tut man den ANDEREN in dem Moment schon Unrecht, denn sie wissen wahrscheinlich wirklich einmal viel zu wenig über diese Krankheit und man weiß wahrscheinlich auch nicht, wie man sich richtig verhalten soll. Manche wünschen sich, mit anderen darüber zu sprechen, evtl. ihre volle Anteilnahme und Mitleid zu empfangen, andere können und wollen nicht so offen mit der Krankheit umgehen und es auch nicht so offiziell machen.
                            Du hast also auch ein Kind - ich weiß noch, dass die größte Belastung meines Mannes in den ersten Tagen war, dass er sich immer wieder Sorgen um unsere Tochter machte und mir beteuerte, dass er alles gar nicht so schlimm fände, wenn unser Kind schon erwachsen wäre. Ich gebe zu, es war und ist auch immer meine größte Angst, dass mir etwas passiert, bevor meine Tochter aus dem gröbsten raus ist. Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und vielleicht, wie Edith es schildert, rast einem die Zeit gar nicht so davon, wie man es sich jetzt vielleicht vorstellt.

                            @Edith, ich bin erstaunt, wie Du es schaffst, obwohl Du selber erkrankt bist, einem diese rohe und gewaltige Panik zu nehmen. Wenn ich Deine Zeilen lese, gibt es mir wirklich Mut und ich denke auch, dass alles ganz anders kommen kann, als man es jetzt schon in seinem Kopf geformt hat. Wahrscheinlich ist es auch das, erst mal von der Hoffnung Kraft zu ziehen, was einen vorankommen lässt, ohne dabei die Nerven zu verlieren.

                            @Pumproom - Du hast Recht, die Hilfe, egal ob von BETROFFENEN oder ANGEHÖRIGEN ist wirklich hilfreich, stärkend, ablenkend. Auch wenn die Zeit der gezielten Fragen kommt, es sind Ansprechpartner da, Menschen, die einen Tipps und Ratschläge geben können oder sich einfach mal anhören müssen, dass man mal gerade völlig durchhängt.

                            Ich danke Euch allen und wünsche Euch ebenfalls einen kraftvollen Tag
                            LG Grüße Bina

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                              #15
                              Zitat von Jumbina Beitrag anzeigen
                              Wahrscheinlich ist es auch das, erst mal von der Hoffnung Kraft zu ziehen, was einen vorankommen lässt, ohne dabei die Nerven zu verlieren.
                              LG Grüße Bina
                              hallo bina,

                              genau das ist der weg. oder wie meine freundin zu sagen pflegt: zieh die schuh erst aus, wenn du am wasser stehst.

                              LG edith

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