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Pflege und Betreuung

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    Pflege und Betreuung

    Ich bin mal wieder mit meinem Latein am Ende. Vielleicht kann mir jemand helfen. Meine Mutter hat Pflegestufe 2. Mein Vater pflegt sie zu Hause. Das bedeutet im Moment, dass er alles macht. Es gibt keinen Pflegedienst, der ins Haus kommt. Mein Vater gerät jedoch nun an seine Grenzen, da er ja im Grunde das Haus überhaupt nicht mehr verlassen kann. Er kann nicht mal zum einkaufen fahren oder selbst einen Arzttermin wahrnehmen, weil ja dann niemand da ist, der auf meine Mutter aufpasst. Sie kann kaum noch laufen und ist immerzu in Gefahr schwer zu stürzen. Sprechen kann sie auch nicht mehr. Ich verstehe nicht, wie andere das machen und vor allem bezahlen. Klar, kann er einen "Babysitter" über ein Inserat suchen, der dann in den Zeiten meine Mutter betreut, aber das müsste er dann aus der privaten Tasche zahlen? Pflegedienste scheinen nur zu kommen um bestimmte Pflegeaktivitäten auszuführen wie z.B. waschen oder anziehen. Aber wer betreut denn meine Mutter mal, damit mein Vater mal das Haus verlassen kann? Es gibt hier doch sogar Menschen, die, wenn ich das richtige gelesen habe, keine Angehörigen zu Hause haben von denen sie gepflegt werden und trotzdem nicht in einem Heim sind. Wie habt ihr das organisiert bekommen? Wir möchten nicht, dass meine Mutter ins Heim kommt, aber ich bin auch zu weit weg, um regelmäßig zu helfen und zu betreuuen. Wer macht denn sowas, wie organisiert man das und wie wird das bezahlt? Es kann ja nicht sein, dass mein Vater nun keine 10 Minuten mehr das Haus verlassen kann. Achso, meine Mutter ist leider privat versichert - was bei ALS anscheinend nur Nachteile mit sich bringt.
    Zuletzt geändert von Nordlys; 09.08.2015, 23:04.

    #2
    hallo nordlys,

    deine mutter hat pflegestufe 2 damit kann dein vater den pflegedienst bezahlen. das erleichtert ihm den tag. pflegedienst macht alles, auch beaufsichtigen. lasst euch beraten und kostenvoranschlag machen. bei pflegeversicherung ist privat versicherter gleich gestellt mit gesetzlich, es gilt SGB XI.

    gruss
    edith

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      #3
      Nachtrag: deine mutter bekäme bei sachleistung (pflegedienst) 1144 euro. wird dieser betrag nicht voll ausgeschöpft würde sie prozentual noch pflegegeld erhalten. seit Januar 2015 gibt es zusätzlich für betreuungsleistungen bis zu 104 euro monatlich. damit können betreungsleistungen durch pflegedienste, aber auch anerkannte haushalts- und serviceangebote oder haushaltsbegleiter finanziert werden, die bei der hauswirtschaftlichen versorgung und bewältigung sonstiger alltagsanforderungen im haushalt helfen. aber sie müssen nach landesrecht gefördert werden, sich also die förderung vom land zeigen lassen und am besten in kopie mit rechnung einreichen, damit kasse die zulassung sieht.

      in fast jedem ort gibt es z.b. ehrenamtliche institutionen, die gegen bezahlbaren stundensatz ehrenamtliche helfer schicken. frag in gemeinde deiner mutter nach. viel erfolg

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        #4
        Können die 104,-- nicht auch auf 208,-- aufgestockt werden (seit 2015)? Bekannte von uns hatten dies gerade beantragt bei ihrer Pflegekasse.

        Pflegeberatung:
        http://www.bmg.bund.de/themen/pflege/pflegeberatung/pflegeberaterinnen-und-berater.html
        Jede Krankenkasse ist gesetzlich verpflichtet eine "neutrale" kostenfreise Pflegeberatung seinen Mitgliedern zu gewähren. Bitte an eigene Krankenkasse wenden.

        Zusätzlich können noch "Pflegestützpunkte" aufgesucht werden. In vielen Städten u. Landkreisen in BRD wird dies vorgehalten.
        Ansonsten gleich mal an div. Organisationen wenden wie z.B. Diakonie, Charitas etc. und sich dort Beratungsleistung zu holen (unverbindlich).

        Alle Infos kann man dann zusammenfassen und sich die passende Möglichkeit auswählen.

        Leider ist dies alles aufwendig und anstrengend.

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          #5
          Ich betreue meinen Mann, der seit 2009 die Diagnose bulbäre ALS hat.

          Genau so ist es, man kann nicht mehr das Haus verlassen und seinen Partner alleine lassen.
          Wir hatten niemand zur Hilfe - erst als ich einen Unfall (mit Krankenhaus und OP) hatte und niemand sonst zur Hilfe da war, mussten wir unbedingt Hilfe holen. Dies war nahezu zu einem Desaster ausgeartet.
          Keine Institution wie Diakonie, Chariatas, AWO oder private Pflegedienste wollte / konnte Hilfe geben (aus zeitlichen und anderen Gründen - vor allem keinen ALS-Kranken, der ein schwierig zu pflegender Patient ist). Wir hatten auch so kurzfristig selbst keinen z.B. polnischen Pflegedienst engagieren können.
          Obig genannte bieten i.P. nur Grundpflege an.

          Kurzzeitpflege war in unserer Region auch nicht möglich.
          Tagesbetreuung war auch nicht für ALS-Patient in der Gegend machbar.
          Die Krankenkasse verwehrte uns eine Haushaltshilfe (da wir keine Kinder unter 12 J. haben), obwohl mein Mann bereits Pflegestufe 3 hatte.
          Wir hatten noch nicht mal einen Patientenlifter zum Umsetzen.

          Am Unfalltag musste mein Mann mich ins Krankenhaus "begleiten", da er ja nicht alleine Zuhause bleiben konnte.
          Dann kamen seine 80jährigen Eltern für 14 Tage zur Hilfe. Ich war für fast eine Woche im Krankenhaus.

          Nur durch Zufall und meines Mannes Ex-Arbeitgeber kamen wir 3 Wochen später für wenige Wochen zu einer rumänischen Krankenschwester (aber mit fast keinen Deutschkenntnissen - diese Frau war auch ziemlich kompliziert im Umgang nach einiger Zeit geworden). Und anschließend doch als "Verhinderungspflege" einen sehr kleinen privaten Grundpflegedienst für 4 Wochen (der sich sehr bemüht hat - danke an diese!).

          Mein Mann war zu dieser Zeit bereits seit 1 Jahr nachts beatmet und seit Monaten auch tlw. tagsüber.
          Er war seit 1 Jahr nur im Rolli unterwegs und seit Monaten im großen E-Rolli.

          Da meine OP fachlich nicht qualifiziert erfolgte (zu wenig Erfahrung des Operateurs) und danach durch die körperliche Anstrengung der Pflege auch die Heilung nicht gut ausging, bin ich seither klein wenig auf Dauer behindert. Insgesamt war ich für viele Wochen ziemlich beschädigt (am linken Unterarm Fixateur Externe, viele Schrauben, Kirschner-Drähte, Platten sowie 2 durchgebrochene Lendenwirbel-Querfortsätze, mit extremen Schmerzen und sediert durch sehr viele starke Schmerzmittel).

          Mit meiner Schilderung möchte ich darauf hinweisen, wie wichtig es sein kann, sich rechtzeitig um die fachkunde Informationen und die sachgerechte Hilfe in der Pflege zu kümmern.

          Apropo Informationen: Wir sind im VDK Mitglied, leider ist der für uns zuständige in unserer Region nicht gut fachkundig und hilfreich, so dass wir von dort ebenso keinerlei Unterstützung in dieser Thematik erhielten.

          Mann / Frau stellt sich diese Thematik oft viel zu einfach vor, vor allem wenn man auf das Gerede von Bekannten, Familienmitgliedern etc hört - aber wehe dem der sich nicht rechtzeitig kümmert!
          Zuletzt geändert von Skyline; 11.08.2015, 23:59.

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            #6
            Oha. Derartige Horror Szenarien habe ich mir ausgemalt. Da ich selber ledig bin und bei meinem Vater untergekrochen war bin ich dann gegen den Wunsch meines Vaters ins Pflegeheim, um ihn nicht kaputt zu machen. Manchmal hatte ich Zweifel, ob ich nicht überdreht habe, aber nach Deiner Schilderung, Skyline, bin ich wieder sehr beruhigt, dass es für meine spezifische Situation das beste war. Danke Dir!
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