Verehrte Kollegen,
weil ich selber zu unpräzise im Umgang mit meiner Augensteuerung bin und in der Folge bald nicht mehr im Web browsen und somit im Forum aktiv sein können werde, hier nun eine Erläuterung, weshalb ich buddhistische Meditation für eine (von mehreren möglichen) sehr sinnvolle Freizeitbeschäftigung bei ALS halte.
Über Religionen und nicht-religiöse Glaubenssysteme:
Der Buddhismus ist eine Religion ohne einen schöpfenden, lenkenden, richtenden Gott. Wer lieber an einen Gott glauben mag kann sicherlich mit Jesus Christus exzellente Ergebnisse erzielen. Buddhismus ist eher etwas für unverbesserliche Atheisten.
Ich finde, letztendlich sollte die Auswahl der Religion (oder Nicht-Religion, also Humanismus, oder komplizierte psychologische Systeme) dadurch entschieden werden, mit welchem System man am ehesten sich selber und anderen helfen kann. Die Auswahl sollte also nach persönlichen Neigungen und somit individuell erfolgen, finde ich. Eine Auswahl des Systems nach ethnischer Herkunft macht nicht so viel Sinn für das Individuum (alles, was sonst bleibt sind folkloristische Feste, wie das schöne Weihnachtsfest, das säkulare Christen, oder die vielen lebenslustigen Familienfeste, die säkulare Juden feiern - das ist ja zweifellos schon weit mehr als nichts, aber Religion kann noch mehr bieten, wenn man die für einen selbst passende aussucht). Auch wenn heutzutage Religionen meist vor allem als etwas kulturelles gesehen werden und mit ethnischer Identität assoziiert werden: Gedacht sind sie als weit mehr als das!
Gerade, wenn man in einer herausfordernden Lebenslage steckt, wie man sie als ALS-Erkrankter erlebt, kann es nützlich sein, das volle Potential auszuschöpfen, das einem eine Religion bieten kann.
An sich sollte man also seine Religion danach aussuchen, womit man selber am besten klar kommt (solange man nicht Frauen unterdrücken und heilige Kriege führen möchte, natürlich).
Über Buddhismus:
Über den Nutzen von buddhistischer Meditation während der ALS:
Man möchte meinen, dass die ALS sozusagen "schlechtes" Karma sei. Das sehe ich nicht so: Die ALS ist im Gegensatz zu Ebola beispielsweise handhabbar: Man kann sich sein Leben so einrichten, dass man fit genug ist um zu meditieren.
Man hat sehr viel Zeit zum meditieren (wenn man unter anderem nicht den ganzen Tag Essen muss, weil man sich die PEG spät legen lässt).
Es geht einem aber auch nicht so gut, dass man gesund, reich und satt und ohne Probleme gar keine Notwendigkeit zum meditieren sieht und nur von vergangenen guten Eindrücken zehrt. (Wenn man keine Verbindung zum Buddhismus in früheren Lebzeiten hatte und es gleichzeitig einem quasi "zu gut" geht - Villa im Grunewald, harmonische Ehe mit aufregendem Ehepartner, ruhiger aber schöner Job, Gesundheit, nur Freunde und Verwandte denen es auch gut geht, dann ist man weiter im Samsara gefangen, weil man natürlich erst mal keine Notwendigkeit sieht etwas zu verändern - Buddhisten nennen diese Art von temporärer Sackgasse Götterbereich
Meditation ist nichts anderes als unter Laborbedingungen den Inhalt des Speicherbewusstseins zu modifizieren.
Eine enorme Zukunftsinvestition: Man beeinflusst ganz wesentlich, was man in zukünftigen Lebzeiten erleben wird. Gleichzeitig arbeitet man daran, für seine Mitmenschen weniger schwierig und mehr nützlich zu werden. Das gilt auch bereits für dieses Leben, aber mit ALS kann man ja für seine Mitmenschen nur noch begrenzt (ich habe nicht gesagt: Gar nicht) nützlich sein.
Wenn also jemand mit ALS schon früher mit Buddhismus geliebäugelt hat, so ist jetzt der ideale Zeitpunkt mit Meditation zu beginnen: Denn wann im nächsten Leben wird man noch einmal so viel Zeit für Wartungsarbeit am Speicherbewusstsein des eigenen Geist haben?
Praktisch alle Buddhisten haben das gleiche Problem: Weniger Zeit im Alltag für Meditation als sie gerne hätten.
Unter Buddhisten kann man jemanden mit ALS also sogar beinahe für seine ALS gratulieren (natürlich nur beinahe!).
Wie man sich einlesen kann und buddhistische Meditation ausprobieren kann:
Wegen Längenbeschränkung siehe unten das nächste Posting
weil ich selber zu unpräzise im Umgang mit meiner Augensteuerung bin und in der Folge bald nicht mehr im Web browsen und somit im Forum aktiv sein können werde, hier nun eine Erläuterung, weshalb ich buddhistische Meditation für eine (von mehreren möglichen) sehr sinnvolle Freizeitbeschäftigung bei ALS halte.
Über Religionen und nicht-religiöse Glaubenssysteme:
Der Buddhismus ist eine Religion ohne einen schöpfenden, lenkenden, richtenden Gott. Wer lieber an einen Gott glauben mag kann sicherlich mit Jesus Christus exzellente Ergebnisse erzielen. Buddhismus ist eher etwas für unverbesserliche Atheisten.
Ich finde, letztendlich sollte die Auswahl der Religion (oder Nicht-Religion, also Humanismus, oder komplizierte psychologische Systeme) dadurch entschieden werden, mit welchem System man am ehesten sich selber und anderen helfen kann. Die Auswahl sollte also nach persönlichen Neigungen und somit individuell erfolgen, finde ich. Eine Auswahl des Systems nach ethnischer Herkunft macht nicht so viel Sinn für das Individuum (alles, was sonst bleibt sind folkloristische Feste, wie das schöne Weihnachtsfest, das säkulare Christen, oder die vielen lebenslustigen Familienfeste, die säkulare Juden feiern - das ist ja zweifellos schon weit mehr als nichts, aber Religion kann noch mehr bieten, wenn man die für einen selbst passende aussucht). Auch wenn heutzutage Religionen meist vor allem als etwas kulturelles gesehen werden und mit ethnischer Identität assoziiert werden: Gedacht sind sie als weit mehr als das!
Gerade, wenn man in einer herausfordernden Lebenslage steckt, wie man sie als ALS-Erkrankter erlebt, kann es nützlich sein, das volle Potential auszuschöpfen, das einem eine Religion bieten kann.
An sich sollte man also seine Religion danach aussuchen, womit man selber am besten klar kommt (solange man nicht Frauen unterdrücken und heilige Kriege führen möchte, natürlich).
Über Buddhismus:
- Im Buddhismus gibt es keinen schöpfenden, lenkenden, richtenden Gott.
- Buddha ist kein Gott, sondern ein Wesen wie wir alle. Er hat nur viel mehr meditiert als wir und dadurch einen Geisteszutand erreicht, der ihn dauerhafte allerhöchste Freude erfahren lässt und ihn befähigt, anderen bestmöglich zu helfen. Buddha Shakyamuni (Siddhartha Gautama) ist nicht der einzige Buddha. Es gibt viele. Wir alle werden früher oder später Buddhaschaft erlangen, denn wir alle haben die Buddha Natur, wir haben sie nur noch nicht vollkommen erkannt. Buddha ist also einfach ein Kollege, der uns eine helfende Hand reicht.
- Buddha lehrt auf Grund seiner eigenen Erfahrungen (viele Generationen von Meditationsmeistern haben dies selber nachvollzogen und bestätigt):
- Der Geist (also der Erleber, das was durch unsere Augen sieht und Ohren hört) existiert seit anfangsloser Zeit und ist unzerstörbar.
- Das Gehirn erzeugt nicht den Geistesstrom, sondern empfängt ihn wie ein Radioempfänger.
- Alle zusammen gesetzten Phänomene sind von Natur aus leer: Sie entstehen und vergehen wieder. Alles was wir erleben ist letztendlich ein gemeinsamer Traum: Jeweils erzeugt von unserem eigenen Geist, das heißt, wir selber sind Schöpfer unserer eigenen Realität. Das einzige, was dauerhaft ist, ist das nackte Gewahrsein. Unser Körper entsteht und vergeht - auf ihn können wir nicht bauen. Freunde kommen und gehen - sie sind toll, aber auf sie kann man nicht alleine bauen, sie sind selber sterblich und kommen und gehen deshalb. Orte verändern sich - auf sie können wir nicht bauen. Freuden sind vergänglich, dass man auf sie nicht bauen kann zeigen uns Drogenabhängige. Auch auf Besitz können wir nicht bauen - das letzte Hemd hat keine Taschen, was uns die Pharaonen eindrucksvoll gezeigt haben: Ihre Körper sind in Museen, die Schätze ihrer Grabkammern geplündert. Auf Gefühle und Gedanken können wir noch weniger bauen - sie kommen und gehen am schnellsten von allen. Auch auf Erinnerungen können wir nicht bauen, denn sie verblassen. Wo wir auch hingreifen, alles zerrinnt uns zwischen den Fingern, alles ist von Natur aus leer. Gleichzeitig kommt aus dem Nichts immer was neues: "Form ist Leerheit. Leerheit ist Form. Form und Leerheit untrennbar." (Buddha Shakyamuni)
- Aber auf was können wir denn dann bauen? Auf das nackte Gewahrsein selbst! Der Geist selber ist der Schöpfer aller dieser Phänomene. Wichtig ist nicht so sehr, welcher Film gerade läuft, wichtig ist, dass wir der Kino Besitzer sind.
- Wie funktioniert das Ganze? Der Geist hat ein Speicherbewusstsein. Immer wenn wir handeln, reden oder denken generieren wir einen neuen Eindruck für unseren Geist. Dieser wird im Speicherbewusstsein abgelegt. Ständig holt der Geist aber auch alte Sachen aus dem Speicherbewusstsein hervor und spielt uns diese vor: Das ist dann unsere Umwelt, so wie wir sie erleben. Das Prinzip wird auch Ursache und Wirkung, oder kurz Karma genannt.
- So weit so gut. Das Problem ist nur, dass wir wenn wir Dinge erleben, die wir nicht mögen, uns davon stressen lassen. Deshalb, weil wir dummerweise von einer Trennung von Subjekt, Handlung und Objekt ausgehen, die de facto nicht existiert. Wir realisieren nicht, dass wir selber unsere Umwelt erschaffen haben. Stattdessen denken wir: "Wenn er das noch ein einziges Mal zu mir sagt, werde ich ihm sein Nasenbein quer durch den Schädel befördern.". Schwupps, haben wir einen neuen Eindruck in unser Speicherbewusstsein gepackt. Dieser Kreislauf wird auch der Kreislauf des Leidens, kurz Samsara genannt.
- Buddha hat für unterschiedliche Menschen unterschiedliche Systeme gelehrt, damit jeder schnellstmöglich voran kommt und auch genau das bekommt, was er wünscht:
[*=2]Theravada ist für Menschen, die das eigene Leiden beenden wollen, in dem sie aus dem Kreislauf des Leidens ausbrechen.
[*=2]Mahayana ist für Menschen, die verstanden haben, dass man selber einer ist, die anderen aber viele sind und es deshalb wichtiger ist anderen zu helfen. Diesen Menschen hat Buddha gelehrt, wie sie anderen besser helfen können.
[*=2]Vajrayana ist für Menschen, die anderen helfen wollen, zusätzlich aber schnellstmöglich die Natur des Geistes realisieren wollen. Ihnen hat Buddha Belehrungen gegeben, wie dies auf direktem Wege zu erreichen ist.
[*=2]Buddhismus aus Tibet und Nepal Ist Vajrayana.
Über den Nutzen von buddhistischer Meditation während der ALS:
Man möchte meinen, dass die ALS sozusagen "schlechtes" Karma sei. Das sehe ich nicht so: Die ALS ist im Gegensatz zu Ebola beispielsweise handhabbar: Man kann sich sein Leben so einrichten, dass man fit genug ist um zu meditieren.
Man hat sehr viel Zeit zum meditieren (wenn man unter anderem nicht den ganzen Tag Essen muss, weil man sich die PEG spät legen lässt).
Es geht einem aber auch nicht so gut, dass man gesund, reich und satt und ohne Probleme gar keine Notwendigkeit zum meditieren sieht und nur von vergangenen guten Eindrücken zehrt. (Wenn man keine Verbindung zum Buddhismus in früheren Lebzeiten hatte und es gleichzeitig einem quasi "zu gut" geht - Villa im Grunewald, harmonische Ehe mit aufregendem Ehepartner, ruhiger aber schöner Job, Gesundheit, nur Freunde und Verwandte denen es auch gut geht, dann ist man weiter im Samsara gefangen, weil man natürlich erst mal keine Notwendigkeit sieht etwas zu verändern - Buddhisten nennen diese Art von temporärer Sackgasse Götterbereich

Meditation ist nichts anderes als unter Laborbedingungen den Inhalt des Speicherbewusstseins zu modifizieren.
Eine enorme Zukunftsinvestition: Man beeinflusst ganz wesentlich, was man in zukünftigen Lebzeiten erleben wird. Gleichzeitig arbeitet man daran, für seine Mitmenschen weniger schwierig und mehr nützlich zu werden. Das gilt auch bereits für dieses Leben, aber mit ALS kann man ja für seine Mitmenschen nur noch begrenzt (ich habe nicht gesagt: Gar nicht) nützlich sein.
Wenn also jemand mit ALS schon früher mit Buddhismus geliebäugelt hat, so ist jetzt der ideale Zeitpunkt mit Meditation zu beginnen: Denn wann im nächsten Leben wird man noch einmal so viel Zeit für Wartungsarbeit am Speicherbewusstsein des eigenen Geist haben?
Praktisch alle Buddhisten haben das gleiche Problem: Weniger Zeit im Alltag für Meditation als sie gerne hätten.
Unter Buddhisten kann man jemanden mit ALS also sogar beinahe für seine ALS gratulieren (natürlich nur beinahe!).

Wie man sich einlesen kann und buddhistische Meditation ausprobieren kann:
Wegen Längenbeschränkung siehe unten das nächste Posting
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