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Ignoranz und falsches Verhalten

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    Ignoranz und falsches Verhalten

    Hallo ,

    in den letzten Beiträgen ging es hier häufig um das Verhalten unserer Mitmenschen uns gegenüber (den "Behinderten"). Was Familienangehörige sich teilweise leisten sind schlichtweg Unverschämtheiten! Ich sprach die Ignoranz an die mich anfangs sehr hart getroffen hat, ich hab gelernt damit zu leben. Frauke sprach an, daß sie Mitleid oder Ähnliches Verhalten anderer nicht ertragen kann.
    Ich sag Euch mal, was mich richtig wütend macht: daß grungsätzlich nicht ICH sondern mein Mann angesprochen wird. Das grundsätzlich nicht ICH bedauert werde sondern wieder mein Mann. "Wie kommst Du damit klar, eine behinderte Tochter und eine behinderte Frau, wie schrecklich, Du Armer" Halloo!! Meine Tochter und ich sind betroffen, nicht er! Klar ist es für ihn als Mitbetroffener nicht einfach, das weiß ich wohl aber diese Menschen füttern ihn regelrecht mit Zweifeln, ob er mit uns leben kann und wie er überhaupt noch glücklich sein kann.
    Sie nehmen uns dadurch das alltägliche Glücklichsein förmlich weg
    Sie sollen mich ansprechen, von mir bekommen sie Antworten, daß sie mal was zum nachdenken haben. Sich nicht einfach umdrehen und schon wieder vergessen was für dumme Sprüche sie gerade losgelassen haben, die meinen Mann mit einem Kopf voller Probleme stehen lassen.
    Pommes war es glaube ich, der mal so schön angesprochen hat: nur weil er im Rollstuhl sitzt wird er gleich auch für geistig behindert gehalten, so daß statt er, seine Frau angesprochen wird und er wird ignoriert. Lieber Pommes, um das zu erleben muß man nicht erst im Rollstuhl sitzen, da reicht auch schon ein Stock, für den man in den Augen Anderer zu jung erscheint.

    LG
    Sara

    #2
    Hallo liebe Sara

    wenn ich deinen Beitrag lese, merke ich, das sich in Dir viel Wut über die Ignoranz anderer angesammelt hat.
    Ich kann dich total verstehen, denn du und deine Tochter seid betroffen. Was ich verstehen kann ist, das dein Mann bemitleidet wird. Die Leute meinen dies nicht böse, denn sie versuchen sich in seine Lage zu versetzen, das sie es nicht schaffen würden. Meistens wissen auch viele, das sie mit Bemitleidung uns nicht gut tun. Ich werd oft angesprochen, wie ich das zu Hause schaffe, denn sie wissen das mein Mann Montage macht. Wenn ich es Ihnen erkläre, merke ich erst wie schwer es doch ist. Um als geistig behindert erklärt zu werden, reicht schon ohne Hilfsmittel schwankend zu laufen . Oder sie denken du bist voll

    Zeig ein Lächeln, zeig ein Lachen und das Leben lacht mit Dir
    gglG Kathrin

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      #3
      Hallo,

      ich glaube das als geistig behindert angesehen zu werden, ist die größte 'Angst. Nicht nur von mir. Und vorallem beim Theam Rollstuhl.

      Vor allem denken die meisten, dass man, wenn man im Rolli sitzt, sich nicht mehr bewegen, bzw. die Beine bewegen kann. In der Reha hat einer im E-Rolli erzählt, dass den leuten teilweise der Mund aufsteht, wenn er mit seinem Rolli ankommt und dann einfach aufsteht... "Das geht doch nicht...?" Ich gebe ja zu, dass ich das bis vor kurzem auch gedacht habe. Und das ich auch hilflos war, wie gehe ich mit einem Rollifahrer um. Normal mit ihm sprechen war mir schon klar. Aber soll ich Hilfe anbieten? Da war es gut, das in der Klinik viele Rollifahrer waren und ich solche Fragen klären konnte.

      Meine Fußheber sind ja fast unsichtbar Und der Stock hat mir bisher noch keine Probleme bereitet. Am Wochenende war er in der u-Bahn sogar ein "Erziehungsinstument": Die Bahn war voll und ein älterer Mann stand auf und hat mir seinen Platz angeboten, den ich auch angenommen hat. Direkt gegenüber saß ein etwa 12- 13 Jahre altes Mädchen, dessen Mutter das Kind vom Sitz "hochzerrte", damit sich der Mann wieder setzen konnte. Tja, Höflichkeit ist so eine Sache. Ich muss dem Mädchen aber zugute halten, dass sie total ko war ( es war nach 23 Uhr). 2 Stunden Wise-Guys-Konzert sind schon anstrengend...

      Ich glaube, dass das komische reagieren fremder Menschen einfach eine Sache der Hilflosigkeit ist, aber auch der Unwissenheit und Gedankenlosigkeit. Böse ist es nicht gemeint. Aber wenn wir Hilfsmittel ablehnen, tragen wir doch auch ein wenig dazu bei. Wir haben doch in dem Moment verpasst, den Menschen klar zu machen, dass auch eine junge Frau einen Gehstock braucht oder im Rolli sitzt. Man sieht das "draußen" so selten. Wie sollen die "Gesunden" lernen wir man mit uns umgeht, wenn sie keine Möglichkeit haben das zu üben, bzw. es als "normal" anzusehen. Bei der Eröffnung der Paralympics sind mir am Anfang die vielen Rollis sehr aufgefallen. Bei den letzten einmaschierenden Manschaften sah ich sie nicht mehr Es war normal. Ich hatte gehofft, dass es vielen so geht wie mit. Scheint aber, wenn überhaupt" nicht lange gehalten zu haben...

      Ich habe den Stock am Anfang, bevor ich gemerkt habe wie sehr er mit hilft, eigentlich nur haben wollen, um mir selbst klar zu machen ch bin behindert und um die "anderen" zu provozieren. So nach dem Motto" Gell, das guckst du, so einen junge Frau... Und wie reagierts du jetzt?" Klappt aber selten. Eher ist es so, wie es heute mal wieder war: Im Fahrstuhl zum Physio meint ein Mann zu mir, er hätte die letzten zwei Monate sogar zwei Krücken (ich habe einen Gehstock) gebraucht. Als ich ihm dann sagte, dass ich sie mein Leben lang brauche war er etwas überrascht. Es wirklte so als ob es ein Wettkampf sei, wem es schlecher geht. Als ich ging lief er mir wieder über den Weg und erzählte, dass er jetzt 22 Stunden Physio gehabt hätte, so viel... Da kann ich eigentlich nur schwach lachen. Ich weiß gar nicht mehr, wie viele Einheiten ich bis jetzt gehabt habe. Und ich mache dass ja erst seit April letzten Jahres. Er hat den von ihm ausgehenden "Wettkampf" haushoch verloren. Leg dich nicht mit einem Stockgeher (nicht Krücken!!!)an, besonders wenn er Frauke heißt!

      In der Reha war ich aber dann doch am zweifeln, ob ich einen Stock wirklich haben will/soll. Aber Der Chefarzt meinte, doch, es sei sehr sinnvoll.

      Wie gehen wir aber mit unserer Umwelt um? Ich werde sie einfach weiter mit meinem Stock konfrontieren. Es ist zwar auchmanchmal lästig immer wieder zu erklären, dass man eine Muskelkrankheit hat und sie nicht heilbar ist, aber es ist ja so. Und eigentlich sind mir diese Fagen ja lieb. Besser so als komisch Blicke.

      Sara, was deine Familie macht finde ich Unverschämt, das weißt du ja. Und da gibt es auch keine Entschuldigung! Toll, dass sich dein Mann wieder viel Mühe gibt.
      Und nasonzten: so wie Kathrin es schreibt:
      Zeig ein Lächeln, zeig ein Lachen und das Leben lacht mit Dir

      Liebe Grüße
      Frauke

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        #4
        Die traurige Wahrheit ist doch, dass viele Menschen ausgrenzen und ablehnen, was nicht der "Norm" entspricht. Dies ist nicht nur Ausdruck von Gedankenlosigkeit sondern von schlichtem Unvermögen, mit einem betroffenen Gegenüber umzugehen.
        Und das hat nicht zuletzt evolutionäre Wurzeln (survival of the fittest).
        Sara, ich verstehe Deine Wut und auch Deine Verzweiflung. Beides hat in der Einzelsituation seine Berechtigung. Versuche aber auch, Dein eigenes Leben und Dein persönliches Schicksal als kleines Rädchen im Gesamtbild der Menschheit zu sehen. Mit Deiner trot aller Hindernisse lebensbejaenden Grundeinstellung bietest Du Deinem Umfeld eine enorme Chance, Neues dazu zu lernen und dankbarer für die eigene Gesundheit zu werden. Nimmt das Umfeld diese Chance nicht an, ist dies mit Bestimmtheit nicht Dein Fehler. Wir alle können unserem Gegenüber immer nur ein Angebot machen. Nimmt er/sie dieses nicht an, ist es seine/ihre persönliche Entscheidung, die wir mit Gelassenheit akzeptieren können. Dies hat nichts mit Selbstaufgabe zu tun. Aber ändern können wir unsere Mitmenschen nicht. Nur unsere eigene Einstellung und unser eigenes Verhalten ihnen gegenüber.
        Herzlichst, Erich
        ------------------------------------------------
        Gib' mir die Kraft, die Dinge zu ändern, die ich ändern kann, die Gelassenheit, das Unabänderliche zu ertragen, und die Weisheit, zwischen diesen beiden Dingen die rechte Unterscheidung zu treffen.
        Franz von Assisi

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