Bewerbung mit Schwerbeschädigten-Ausweis

[anke.k]

Hallo,

ich beschäftige mich zunehmend mit dem Thema, meine Arbeitsstelle wechseln zu wollen. Der tägliche Stress wird immer größer und manchmal habe ich das Gefühl, den Anforderungen nicht mehr gerecht zu werden. Das hat aber nichts mit meiner Krankheit zu tun. Ich sitze im Büro und kann diese Tätigkeit noch bis auf einige Einschränkungen ausüben. Ich habe große Angst davor, mich wo anders zu Bewerben.

Man hat mir mal gesagt, dass man bei der Bewerbung nicht die Schwerbehinderung angeben muss. Aber mit 50 % GdB möchte ich schon meine 5 Tage zusätzlichen Urlaub im Jahr bekommen und spätestens dann müsste es der Arbeitgeber ja erfahren. Außerdem möchte ich ehrlich sein. Andererseits habe ich auch die Hoffnung, dass einige Betriebe Schwerbehinderte bevorzugt nehmen. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, welcher Betrieb das machen sollte. In der heutigen Zeit wollen doch alle Betriebe nur noch Mitarbeiter die 200 % Arbeit schaffen und nie krank sind.

Vielleicht gibt es ja unter Euch einige, die sich schon mal mit einem Schwerbeschädigten-Ausweis beworben haben.
Was könnt Ihr mir für Ratschläge geben?

Einen schönen Feiertag noch

ANKE

[Marlie]

Hallo Anke,

die Antwort auf deine Frage interessiert mich auch, für meine Tochter.

Wie und wo man sich bewirbt, hat sich mir auch noch nicht so ganz erschlossen. Generell ist man sicher im Öffentlichen Dienst oder bei einem großen Unternehmen am besten aufgehoben. Dort gibt es häufig auch innerbetriebliche Behindertenvertretungen.
Unternehmen müssen 5% Schwerbehinderte einstellen oder eine sog. Ausgleichsabgabe bezahlen, das sind bis zu 290 € pro Jahr und Stelle. Außerdem steht ihnen u.U. ein Minderleistungsausgleich zu.

So sieht es also rechtlich aus. Wie das in der Realität gehandhabt wird, interessiert mich auch.

LG Marlie

[anke.k]

Hallo

vielen Dank Marlie für Deine Nachricht.

Eigentlich hatte ich mit mehr Wortmeldungen gerechnet. Es liegt wohl daran, dass viele Muskelkranke nicht mehr voll arbeiten gehen. Wie ich noch von meiner Kur weiß, ist es eher ein Thema in Teilrente gehen zu können.

Ich muss mal schauen, ob ich demnächst den Mut finde um mich wo anders zu bewerben.

Viele Grüße von

ANKE

[chris_1971]

Hallo,

es ist recht schwierig, sich mit einem Schwerbehindertenausweis in der freien Wirtschaft zu bewerben. Die Auswahl an Bewerbern ist meist groß und deshalb wird eher jemand genommen, der kein offensichtliches Handicap hat.
Öffentliche Einrichtungen geben bei der Stellenausschreibung schon an, dass Behinderte bei gleicher Eignung vorrangig behandelt werden.
Der Verdienst ist in diesen Instituten meistens geringer, als in der freien Wirtschaft, aber man bekommt als Behinderter leichter einen Job.
Gruß
Christian

[Hexentrank]

Hallo Anke, hallo all,

du musst bei der Bewerbung die Schwerbehinderung nicht angeben. Kannst dich also erst mal in Ruhe bewerben, auch bei dem Gespräch musst du sie nicht zwingend angeben, da du aber die 5 Tage haben und auch benötigen wirst ist es besser spätestens dann reinen Tisch zu machen.

Das mit dem Ausgleich den Firmen zahlen müssen ist wahr, leider sind es nur ein paar Kröten und die meisten Firmen zahlen lieber. Daher solltest du dich im Vorfeld über die Größe des Betriebes informieren, denn dort ist es etwas leichter.

Es gibt aber auch noch die Möglichkeit über eine Hilfe an einen behindertengerechten Job zu kommen. Dummerweise weis ich zu Zeit nicht, welche das ist. Die Bundesregierung hat so eine Stelle ins Leben gerufen. Irgendetwas mit Integration, werde versuchen an meine Unterlagen zu kommen und schreibe dann noch einmal.

[orwell-g]

Das mit dem Ausgleich den Firmen zahlen müssen ist wahr, leider sind es nur ein paar Kröten und die meisten Firmen zahlen lieber. Daher solltest du dich im Vorfeld über die Größe des Betriebes informieren, denn dort ist es etwas leichter.

rein finanziell gesehen ist es für die meisten betriebe nicht lukrativ schwerbehinderte einzustellen, weil die absclgszhlung deutlich biilliger wäre, wie die mehrkosten für zusätliche urlaubstage. trotzdem stellen unternehmen relativ gerne schwerbehinerte ein, weil sich das fürs soziale ansehen gut macht.

rechtlich muss man eine schwerbehinderung bei der bewerbung nicht angeben und muss auf entsprechende fragen nicht wahrheitsgemäß antworten... aber ob man seinen potentiellen zukünftigen arbeitgeber aktriv anlügt oder die behinderung nicht erwähnt muss jeder für sich selbst entscheiden. bei nahezu allen leuten mit neuromuskulären krankheiten, die ich während der reha getroffen habe, war die behinderung relativ offensichtlich. in diesem fall würde ich die behinderung gegenüber auch klar ansprechen.
das schafft direkt ein gutes vertrauensverhältnis, und wie bei allen punkten im einem bewerbungsgespräch ist es entscheident darzulegen wie man aus fehlern gelernt hat und hindernisse in der vergangenheit überwunden hat.
ich zum beispiel kann nicht lange stehen oder laufen, daher habe ich explizit BWL studiert um später einen verwaltungsjob am PC zu machen.

[anke.k]

Hallo

vielen Dank für Eure Hinweise.
Mal sehen wie sich das Klima in meiner jetzigen Firma weiter entwickelt. Danach entscheide ich mich nach einer neuen Stelle Ausschau zu halten.

Ein schönes Wochenende noch
von ANKE

[sonnenschein23]

Hallo Anke,
auch mir wurde gesagt das wir die Behinderung nicht mit angeben müssen und mal ehrlich: Der erste Eindruck zählt! also hast du eh schon gewonnen Aber mal ganz im ernst ich für meinen Teil würde eher mal mit meinem Chef reden ob es nicht eine möglichkeit gibt den Stress jetzt zu reduzieren.
Ich habe jetzt nach 4 Jahren eine Putzstelle auf 400 € bekommen, aber sehr viele Treppen
LG
Anke